Der Klimawandel bringt auch neue Herausforderungen für den Winterdienst.
Der Wintereinbruch Anfang Dezember brachte ungewöhnlich viel Schnee mit sich. Zahlreiche Gemeinden in Oberösterreich und der Steiermark waren für Stunden, teilweise für Tage, vom Stromnetz abgeschnitten. Für Meteorologen kam dieses Starkschneeereignis nicht unerwartet: Die höhere Luftfeuchtigkeit aufgrund der Klimaerwärmung führe dazu, dass die Intensität von Schneefällen zunehme. In Zukunftwerde es voraussichtlich zwar nicht öfter schneien, so die Meteorologen, aber wenn, dann stärker.
Die veränderten Klimabedingungen stellen auch an den Winterdienst neue Anforderungen. „Der zu räumende Schnee wird weniger. Dafür müssen wir stärker auf gefrierende Nässe achten“, sagt Attensam-Geschäftsführer Ing. Peter Schrattenholzer über die Verhältnisse in Wien. Gefrierende Nässe stellt sich dann ein, wenn tagsüber Plusgrade herrschen und es nachts unter Null Grad abkühlt. Schmelzwasser kann sich auf die zu räumenden Flächen ausbreiten und dort zu Glatteis gefrieren. Die definierte Aufgabe des Winterdienstes ist es, für die Verkehrssicherheit zu sorgen. Das heißt, die betreuten Flächen müssen nicht unbedingt schwarz geräumt sein (also bis auf den Asphalt), sie müssen aber weitgehend gefahrlos zu begehen sein.
Für Winterdienstleister ist gefrierende Nässe eine große Herausforderung. Es bedeutet, rechtzeitig zur Stelle zu sein, wenn in der Nacht die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen. Daneben ist neben einer guten Wettervorhersage auch jede Menge Erfahrung nötig: Winterdienstleister müssen im Voraus wissen, wo mit Minustemperaturen zu rechnen ist. In einer Stadt wie Wien sorgt allein schon die Topografie für unterschiedliche Kleinklimas. In Wienerwaldnähe herrschen oft andere Temperaturen als in der Innenstadt, in dicht bebautem Gebiet andere als in den Flächenbezirken. In Hügellagen kann es mitunter bis zu einem halben Meter schneien. In exponierten Windlagen sind Schneeverwehungen möglich. Hinzu kommen logistische Überlegungen: Bei Glatteis oder starkem Schneefall sind auch Räum- und Einsatzfahrzeuge in ihrer Mobilität eingeschränkt; länger dauernde Anfahrten müssen eingeplant werden. „Damit der Einsatz funktioniert muss er einstudiert werden wie ein Theaterstück“, erklärt Schrattenholzer.
Gütesiegel für Winterdienstleister
Die Fachgruppe Entsorgungs- und Ressourcenmanagement bei der Wirtschaftskammer Wien hat als Entscheidungshilfe für Hausverwaltungen das Gütesiegel Winterdienst ins Leben gerufen. Damit soll gewährleistet sein, dass der zertifizierte Winterdienstleister geschultes Personal einsetzt, dass er im Schadensfall richtig versichert ist und dass der Einsatz nachvollziehbar dokumentiert wird: Welcher Mitarbeiter war vor Ort? Wie lange hat der Einsatz gedauert? Was wurde getan? Im Zuge dieser Dokumentation wird auch der Zustand vor und nach dem Einsatz fotografisch festgehalten.
Bild: Der „Yeti“ ist das Maskottchen der 568 Betriebe des privaten Winterdienstes in Wien – hier zeigt er sich vor der gebrandeten Straßenbahn.