Hat sich Schim­mel in der Wohung erst ein­mal aus­ge­brei­tet, wird man ihn schwer wie­der los. Über­all, wo es feucht ist, fin­det er idea­le Lebens­be­din­gun­gen. Aber war­um wer­den Woh­nun­gen über­haupt feucht?

Hei­zen und Lüf­ten sind die zwei Para­me­ter, um Schim­mel in Innen­räu­men zu ver­mei­den. An die­sen Stell­schrau­ben ist zu dre­hen, wenn es dar­um geht, die Luft­feuch­te in der Woh­nung nicht zu hoch wer­den zu las­sen. Wich­tig ist, zu wis­sen, wann Lüf­ten not­wen­dig und sinn­voll ist, und wann man die Fens­ter bes­ser geschlos­sen hält. Dabei spielt der Tem­pe­ra­tur­un­ter­schied zwi­schen Innen und Außen eine wich­ti­ge Rol­le.


Luft trägt fast immer etwas Feuch­te in Form von Was­ser­dampf in sich – manch­mal mehr manch­mal weni­ger- das ist auch abhän­gig von der Tem­pe­ra­tur. War­me Luft kann grund­sätz­lich mehr Feuch­tig­keit auf­neh­men als kal­te: Bei 20 °C kann Luft dop­pelt so viel Was­ser ent­hal­ten wie bei 10 °C.

Was heißt rela­ti­ve Luft­feuch­te?

Das Ver­hält­nis zwi­schen der Was­ser­men­ge, die Luft bei einer gewis­sen Tem­pe­ra­tur auf­neh­men kann, und der Was­ser­men­ge, die sich bei glei­cher Tem­pe­ra­tur tat­säch­lich in der Luft gebun­den ist, nennt man rela­ti­ve Luft­feuch­te. (Phsi­ka­lisch kor­rekt spricht man statt von der Was­ser­men­ge vom Dampf­druck)

Rela­ti­ve Luft­feuch­te 100 %: Der Tau­punkt ist erreicht­Wenn sich Luft abkühlt, wird jene Was­ser­men­ge, wel­che poten­ti­ell auf­ge­nom­men und als Dampf gebun­den wer­den kann, klei­ner. Das heißt, die rela­ti­ve Luft­feuch­te steigt! Irgend­wann ist der Tau­punkt oder Kon­den­sa­ti­ons­punkt erreicht. Das ist jene Tem­pe­ra­tur, bei der die theo­re­tisch mög­li­che Men­ge an gebun­de­nem Was­ser­dampf in der Luft genau der real in der Luft gebun­de­nen Men­ge Was­ser­dampf ent­spricht. Man spricht in die­sem Fall von einer rela­ti­ven Luft­feuch­te von 100 %.

Wenn Dampf flüs­sig wird, wird‘s schimm­lig
Die rela­ti­ve Luft­feuch­te kann (ohne Druck) nicht über 100 % stei­gen. Das heißt: Wenn die Luft wei­ter abkühlt und die Tem­pe­ra­tu­ren unter den Tau­punkt fal­len, muss der über­schüs­si­ge Was­ser­dampf irgend­wo hin. Er kon­den­siert und geht vom gas­för­mi­gen in den flüs­si­gen Zustand über. Das bedeu­tet, er kann nicht mehr in der Luft gebun­den wer­den. Das über­schüs­si­ge, aus­ge­schie­de­ne Was­ser lagert sich dann in Form fei­ner Tröpf­chen an den Wän­den, auf dem Boden und an den Möbeln an. Damit sind bes­te Vor­aus­set­zun­gen für die Bil­dung von Schim­mel gege­ben!

Lüf­ten im Som­mer: Wenn hei­ße Luft zu Schim­mel führt
Im Som­mer ist das Lüf­ten tags­über oft kon­tra­pro­duk­tiv; dann näm­lich wenn es gro­ße Tem­pe­ra­tur­un­ter­schie­de zwi­schen der Außen­luft und der Innen­luft gibt: Die war­me Außen­luft strömt ins Inne­re, kühlt ab und fällt unter den Tau­punkt. Was­ser kon­den­siert und im Raum wird es feucht.

Kel­ler lüf­ten im Som­mer?
Ähn­lich ist es bei­na­he ein Garant für Schim­mel, wenn im Som­mer Kel­ler­fens­ter stän­dig geöff­net blei­ben. Im Kel­ler ist es im Ver­gleich zur Außen­luft meist kühl. Luft, die in den Kel­ler strömt, kühlt ab und kon­den­siert. Feuch­tig­keit ist die Fol­ge.

Um Luft­aus­tausch ohne Schim­mel­ge­fahr zu ermög­li­chen, soll­ten Kel­ler­fens­ter des­halb im Som­mer tags­über geschlos­sen blei­ben, und es soll eher in den Abend­stun­den gelüf­tet wer­den. Im Herbst und im Win­ter kann der Kel­ler meist jeder­zeit gelüf­tet wer­den.


Soll man bei Regen lüf­ten?
Auch Regen ist nichts ande­res als Was­ser, das zuvor als Dampf in der Atmo­sphä­re gebun­den war. Regen ist das, was pas­siert, wenn die­ser Dampf kon­den­siert. Man kann des­halb davon aus­ge­hen, dass die Außen­luft bei Regen mehr oder weni­ger gesät­tigt ist und die rela­ti­ve Luft­feuch­te 100 % beträgt. Solch feuch­te Luft will man nicht in der Woh­nung haben. Soll man des­halb bei Regen die Fens­ter geschlos­sen hal­ten und nicht lüf­ten?


Hier – und ähn­lich bei Nebel – haben wir die umge­kehr­te Situa­ti­on wie beim Lüf­ten im Hoch­som­mer. Die was­ser­ge­sät­tig­te Luft im Frei­en ist bei Regen meist käl­ter als die Luft im Raum, beson­ders im Herbst und Win­ter. Wenn sie her­ein­strömt, wärmt sie sich auf, und die rela­ti­ve Luft­feuch­te sinkt – weil eben die Fähig­keit der Luft, Was­ser­dampf auf­zu­neh­men mit stei­gen­der Tem­pe­ra­tur zunimmt. Das heißt, es ist in Hin­sicht auf Schim­mel­bil­dung unge­fähr­lich, bei Regen die Fens­ter zu öff­nen.


Vor­sicht vor zu viel Abküh­lung

Aller­dings ist hier­bei ein ande­rer Aspekt zu beden­ken: Wenn wir kal­te Luft ins Haus las­sen, kühlt der Raum nach und nach ab. Das wie­der­um führt dazu, dass die rela­ti­ve Luft­feuch­te der Raum­luft steigt. Es besteht zuneh­men­de Gefahr, dass die Raum­luft kon­den­siert und Feuch­te abgibt.


Rascher Luft­aus­tausch durch Stoß­lüf­ten
Es wird des­halb emp­foh­len, die Raum­tem­per­taur mög­lichst nicht unter 16 °C fal­len zu las­sen. Das heißt: Lüf­ten ist in Ord­nung, aber nie solan­ge, dass sich der Raum deut­lich abkühlt. Die bes­te Stra­te­gie ist das Stoß­lüf­ten: Dabei wer­den die Fens­ter für drei bis fünf Minu­ten mög­lichst weit geöff­net und dann wie­der geschlos­sen. Die denk­bar ungüns­tigs­te Vari­an­te des Lüf­tens ist es, die Fens­ter für Stun­den in Kipp­stel­lung zu brin­gen. Denn dann dau­ert der Luft­wech­sel sehr lan­ge, aber es ent­weicht wäh­rend die­ser Zeit viel Wär­me.


Wie Sie Schim­mel­bil­dung im Auge behal­ten …

Um ein genau­es Auge auf mög­li­che Schim­mel­bil­dung zu wer­fen, ist es emp­feh­lens­wert, in der Woh­nung ein Hygro­me­ter zu instal­lie­ren. Die­sen gibt es um weni­ge Euro und meist in Kom­bi­na­ti­on mit einem Thr­mo­me­ter im Bau­markt. Damit bleibt man lau­fend über die rela­ti­ve Luft­feucht infor­miert und kann bei Bedarf reagie­ren – und das heißt in den meis­ten Fäl­len: Lüf­ten!

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