Kachelöfen beruhen auf einem alten, bewährten System der Wärmebereitstellung. Moderne Adaptionen machen den Kachelofen auch für heutige Ansprüche überlegenswert.
Die steigenden Kosten für Haushaltsenergie machen Sorgen. Im Vergleich zu 2022 sind die Preise um 50 Prozent gestiegen. Hinzu kommt die allgemeine Teuerung – die inflationsbedingt höheren Lebenskosten schmälern das Haushaltsbudget zusätzlich. Nicht zuletzt sorgt auch die Unsicherheit bezüglich der rechtlichen Situation für Kopfzerbrechen. Raus aus Öl und Gas? Ja, aber wie?
Universallösungen im Sine von „one-size-fits-all“ sind mit Vorsicht zu betrachten. Es gibt einige Parameter, die zu beachten sind: Anschaffungskosten, laufende Kosten, Zustand des Gebäudes (Wärmedämmung, Fenster etc.), vorhandener Lagerraum (für Pellets), Möglichkeiten der Wärmeverteilung im Haus, Lärmemission (Luftwärmepumpe), mögliche Förderungen, Abhängigkeit von Monopolisten und deren Preisgestaltung etc. In diesem Zusammenhang rücken auch Lösungen ins Blickfeld, die man bislang vielleicht noch wenig beachtet hat. Zum Beispiel der traditionelle Kachelofen in Kombination mit Heizsystemen für erneuerbar Energie.
Unterstüzung an kalten Tagen
Kachelöfen und Wärmepumpnen haben ihre Vor- und Nachteile. Eine Kombination der beiden Systeme kann dazu beitragen, die jweiligen Nachteile auszugleichen. Das gilt vor allem für die Kombination mit Wärmepumpen, insbesondere Luftwärmepumpen. Die meiste Zeit des Jahres bewältigen Wärmepumpen die Grundlast recht gut. Aber wenn es so richig kalt ist, werden Luftwärmepumpen ineffizient; je kälter die Außenluft, desto mehr Strom benötigt das System um die Raumwärme aufrecht zu erhalten. Im Extremfall wird die Luftwärmepumpe fast zur reinen Stromheizung. In diesen Situationen kann der Kachelofen Abhilfe schaffen. Technisch gibt es dafür mehrere Möglichkeiten. Die einfachste: Wärmepumpe und Kachelofen heizen getrennt voneinander, dadurch wird weniger Energie von der Wärmepumpe benötigt. Es gibt auch Kachelöfen, die Warmwasser erzeugen, und nur Raumwärme wird von der Wärmepumpe benötigt. Schließlich gibt es auch die Möglichkeit, die kalte Außenluft mit Wärme aus dem Kachelofen vorzuheizen und so bessere Rahmenbedingungen für die Wärmepumpe zu schaffen. Dabei wird im Innenraum des Ofens heiße Luft erzeugt, diese mit der Außenluft vermischt und der Luftwärmepumpe zur Verfügung gestellt.
Holz und Sonne
Die Kombination mit einer thermischen Solaranlage ist möglich und hilft vor allem in Zeiten, in denen der Solareintrag gering ist. Ebenfalls kann Photovoltaik in Kombination mit dem Kachelofen genutzt werden. Dabei werden elektrische Heizelemente am Ofen angebracht. Diese werden nur dann eingeschaltet, wenn die Sonne über die Solarpanele Strom liefert. Dadurch wird die Wärmeerzeugung des Kachelofens unterstützt bzw. teilweise ersetzt.
Vorteile moderne Kachelöfen
Der Wirkungsgrad eine Kachelofens beträgt zwischen 85 und 90 Prozent. Der besondere Vorteil: Wärme wird genau dort erzeugt, wo sie benötigt wird, nämlich im zu beheizenden Raum selber. Es gibt keine Leitungsverluste und auch keine Bereitschafts- und Stillstandsverluste. Vor allem in der Übergangszeit ist es von Vorteil, dass der Kachelofen nur dort Wärme erzeugt wo sie auch gebraucht wird – also zum Beispiel nur im Wohnzimmer, während das Schlafzimmer kühl bleibt.
Für moderne Kachelöfen ist auch Feinstaub kaum mehr Thema. Der Kachelofen wird vom Hafnerbetrieb individuell eingebaut und auf die vorhandenen Gegebenheiten abgestimmt. Dadurch erzeugt der Kachelofen kaum bis keinen Feinstaub mehr, so DI Dr. Thomas Schiffert, Geschäftsführer des Österreichischen Kachelofenverbandes.
Ist heizen mit Holz nachhaltig?
Holz ist nach wie vor einer der wichtigsten Energieträger zur Beheizung von Wohnräumen in Österreich – noch vor Heizöl und Erdgas. Laut der aktuellen Erhebung der Statistik Austria stammten rund 34 % des häuslichen Raumwärmeverbrauchs im Betrachtungszeitraum 2021/22 aus Scheitholz‑, Pellet- oder Hackschnitzelheizungen. Bezieht man Fernwärme aus Biomasse-Heizwerken und Holzkraftwerken mit ein, erhöht sich dieser Anteil auf 41 %. Unter der Voraussetzung, dass das Brennholz aus heimischen Wäldern stammt, ist auch die Versorgungssicherheit gegeben. Der Waldanteil in Österreich beträgt laut Waldinventur des Bundesforschungszentrums für Wald aus dem Juli 2022 47,9 %. In den letzten zehn Jahren sind pro Tag 6 ha Waldflächen hinzugekommen. Das entspricht neunmal der Fläche eines Fußballfeldes – täglich. Der Brennholzverbrauch ist zwar ebenfalls gestiegen, nämlich um 9 Prozent, Holzmangel ist dennoch keiner zu befürchten. Denn auch die Investition in Wärmedämmung schreitet voran, damit einher geht eine Reduktion des Energieeintrags, der nötig ist, um Räume warm zu halten. Dadurch steigt auch der Holzverbraucht kaum, auch dann nicht, wenn vermehrt Holzheizungen in Betrieb gehen.
Bereits während der Corona-Pandemie ist die Nachfrage nach Kachelöfen in Österreich deutlich gestiegen, die Gas-Krise hat die Nachfrage noch einmal um 50 % in die Höhe getrieben.
Schiffert sieht die Gründe dafür nicht nur in der Preisgestaltung von Energieträgern. Die letzten Jahre brachten es mit sich, dass Österreicher:innen vermehrt Zeit zuhause verbringen. Dadurch stieg auch die Bereitschaft, ins Eigenheim zu investieren.
Laut Auskunft des Kachelofenverbandes hat sich die Nachfrage nach Kachelöfen zurzeit wieder eingependelt. Für Kunden hat dies Vorteile: Die Wartezeit für den Einbau der Kachelöfen wird kürzer. Zurzeit kann weitgehend mit einer maximalen Wartezeit von drei bis vier Monaten gerechnet werden, so Schiffert. Im vergangen Jahr lag die Wartezeit teils deutlich darüber.