Er ist das Aushängeschild des Hauses und der Ort, wo öffentlich und privat aufeinandertreffen. Der Vorgarten hat viele Funktionen zu vereinen. Umso mehr Grund, ihm etwas mehr Beachtung zu schenken.
Zwischen Haus und Straße befindet sich oft eine Fläche, die weder Fisch noch Fleisch ist: nicht mehr öffentlich, aber eigentlich auch nicht ganz privat. Der Vorgarten ist – wie der Name schon nahelegt – noch nicht „richtig“ Garten. Es ist nur schwer vorstellbar, dort wie auf einer Terrasse zu frühstücken oder einen Liegestuhl aufzustellen, um in der Sonne zu liegen. Seine Funktion ist eine andere. Er ist der Ort, an dem Mistkübel, Fahrradständer und Briefkästen stehen – also Einrichtungen, welche eine Verbindung vom Privaten zum Öffentlichen herstellen. Der Vorgarten ist aber auch ein Aushängeschild des Hauses und gibt Auskunft über die Bewohner. In den USA oder auch in Nordirland wird der Vorgarten auch gerne benutzt, um Fahnen aufzustellen und politische Bekenntnisse zu platzieren. Das ist bei uns eher unüblich. Aber Osterschmuck, Weihnachtsdekoration oder ein Storch aus Holz, der darauf hinweist, dass im Haus vor kurzem ein Kind geboren wurde, sind auch in unseren Vorgärten zu sehen.
Gärtnerische Herausforderung
Aus gärtnerischer Sicht ist der Vorgarten eine Herausforderung. Oft bietet er nur wenig Platz, vor allem in dicht bebauten Neubausiedlungen. Hier versucht man, die Fläche hinter dem Haus, dort wo Platz für den private Garten ist, möglichst groß zu halten. Das geht zu Lasten des Platzes vor dem Haus, der dann nur mehr den unbedingt nötigen Abstand zu Straße einnimmt – oft nicht viel mehr als einen Meter. Hinzu kommt, dass die Standortbedingungen oft extrem sind: zu viel Schatten oder – wegen der „Spalierwirkung“ der Hausfassade – zu viel Hitze, wenig Erdreich und Imissionseintrag von der Straße. Es braucht schon gute Pflanz- und Pflanzenkenntnis, um eine solche Fläche ansprechend zu gestalten!
Landschaftsgärtner haben einige Tipps und Tricks für Vorgärten auf Lager. Ein wichtiger Grundsatz ist, niedrige und hohe Pflanzen miteinander zu kombinieren. Oft werden in Vorgärten lediglich niedrige Pflanzen gesetzt. Das wirkt in den meisten Fällen eintönig. Landschaftsgärtnerinnen und ‑gärtner integrieren daher gerne imposante Ziergräser wie Pampasgras oder auch klein bleibende Bäume mit kugelförmiger Krone. Mit ihnen lassen sich Blickpunkte schaffen und zugleich schmucklosere Elemente, wie Mülltonneneinhausungen, auf attraktive Weise kaschieren. Achtet man zudem auf unterschiedliche Blühperioden, kann man sich im Laufe des Jahres immer wieder neu am Vorgarten erfreuen.
Wenig Platz – viele Bedürfnisse
Bei der Planung und bei der Verteilung des Platzes im Vorgarten sollte man auf die individuellen Anforderungen der Bewohner achten. Dabei kommt es auch auf die Details an. Kommen die Menschen meist spät nach Hause, dann ist ausreichend Beleuchtung wichtig. Fahren die Familienmitglieder viel Fahrrad, ist ein Fahrradständer eine gute Idee. Sind einige Hausbewohnerinnen und ‑bewohner nicht mehr so gut zu Fuß oder haben eine andere Einschränkung? Dann sollte unbedingt auf Barrierefreiheit geachtet werden.
Insbesondere von Neubausiedlungen kennt man das Bild der monotonen Häuser mit jeweils gleicher Farbgebung der Fassaden, der Haustüren und Fensterrahmen. Im Vorgarten bietet sich hier die einzige Möglichkeit, eine individuelle Note zu setzen, dem eigenen Haus von außen einen eigenen Stil zu geben und im besten Fall zu einem Schmuckstück für die Straße zu machen.
Schotter statt Pflanzen: lieber nicht!
Ein Thema, das vor dem Hintergrund des Klimawandels in den Fokus der Öffentlichkeit rückt, ist die Tendenz zum Schottergarten. Großflächige Schotteraufschüttungen anstelle von Pflanzen sollen dafür sorgen, dass der Vorgarten pflegeleicht bleibt. Manche Hausbesitzer überlegen sich die Anlage eines Schottergartens auch aus ästhetischen Gründen. Graue Schotterflächen strahlen angeblich Klarheit und Ordnung aus. Die Praxis sieht anders aus.
Tatsächlich sind die grauen Flächen deutlich pflegeintensiver als häufig angenommen. Denn mit der Zeit landen Unrat, Staub und Laub zwischen den Steinen. Werden diese nicht mühsam von Hand entfernt, wirkt das Gesamtbild unordentlich, zudem bildet sich daraus eine Humusschicht, in der angewehte Samen gute Bedingungen zum Keimen vorfinden. Eine Spontanvegetation aus Wildkräutern ist die Folge. Auch Moos setzt sich mit der Zeit fest. Durchdacht ausgewählte und angeordnete Gewächse machen deutlich weniger Arbeit. Hinzu kommt, dass sie durch das Jahr attraktiv aussehen und im Unterschied zu den immer gleichen Schotterwüsten das Gesicht des Vorgartens im Jahreszeitenverlauf verändern. Bodendecker beispielsweise wachsen so dicht, dass Wildkräuter kaum Platz zum Ansiedeln und Ausbreiten finden. Stauden und Gräser sind – richtig ausgewählt – hitzetolerant, brauchen im Sommer wenig bis gar kein Wasser und im neuen Jahr nur einen mutigen Schnitt. Zwiebelblumen werden im Herbst gesetzt und ziehen ohne weiteres Zutun im Frühling alle Aufmerksamkeit auf sich. Je nach Situation sind Pflanzflächen auch finanziell günstiger als Schotterwüsten.
Kleiner Garten – große Wirkung
Vergessen werden sollte auch nicht, dass bepflanzte Vorgärten auch einen Einfluss auf das Klima der Straße haben. Ein einzelner Vorgarten mag ob seiner kleinen Fläche unbedeutend wirken. In Summe haben viele bepflanzte Vorgärten aber einen messbaren Effekt: Pflanzen kühlen an heißen Sommertagen aktiv die Luft und beschatten mit ihren Blättern den Boden, das Haus und auch den Asphalt. Sie schaffen seinen klimatischen Ausgleich zur Bebauung und eine angenehme Atmosphäre. Bei Regen stehen grüne Vorgärten als Versickerungsfläche zur Verfügung, sie schlucken Schall, was die Wohnquartiere leiser macht, und sie binden Feinstaub und reinigen die Luft. Hinzu kommt, dass bepflanzte Vorgärten wichtige Trittsteine für die Vernetzung von Ökosystemen sind und Lebensräume für Vögel und Insekten schaffen.
Quelle: Grünes Presseportal/Schnedl