Aufgabe der Politik ist es, auf dynamische Prozesse zu reagieren und dabei bestmöglich einzuwirken. Starre Kreditvorschriften sind kontraproduktiv.

Die im August 2022 von der Finanz­markt­auf­sicht erlas­se­ne Kre­dit­in­sti­tu­te-Immo­bi­li­en­fi­nan­zie­rungs­maß­nah­men-Ver­ord­nung (KIM-Ver­ord­nung), die erst­mals bin­den­de Rege­lun­gen für Wohn­kre­di­te ent­hält und den Ver­ga­be­spiel­raum der Ban­ken deut­lich ein­schränkt, wur­de zu einem Zeit­punkt erlas­sen, als sich die Immo­bi­li­en­prei­se auf hohem Niveau befan­den, Kre­di­te leicht zu bekom­men und die Kre­dit­zin­sen nied­rig waren.

Die­se Ver­ord­nung argu­men­tiert ihre Berech­ti­gung damit, eine Über­hit­zung des Immo­bi­li­en­mark­tes zu ver­hin­dern. Doch mitt­ler­wei­le ver­feh­len die­se Maß­nah­men ihr Ziel. ÖHGB-Prä­si­dent RA Dr. Mar­tin Prun­bau­er: „Der Immo­bi­li­en­markt hat sich seit­dem gra­vie­rend geän­dert. Die Kre­dit­zin­sen sind hoch und die Ver­ga­be von Wohn­bau­dar­le­hen ist mas­siv ein­ge­bro­chen.“

Neben einer Ent­schär­fung der KIM-Ver­ord­nung könn­te die Bau­wirt­schaft durch eine Rei­he wei­te­rer Instru­men­te ange­kur­belt wer­den. „Wich­tig wäre es, die Bau­kon­junk­tur nicht ganz erlah­men zu las­sen“, mahn­te Wifo-Direk­tor Gabri­el Fel­ber­mayr in der gest­ri­gen ORF Pres­se­stun­de. Es sei wich­tig, den Wohn­bau anzu­schie­ben und Sanie­rungs­pro­jek­te vor­an­zu­trei­ben. Die Abwärts­ri­si­ken für die Kon­junk­tur­pro­gno­sen beur­teilt der Wirt­schafts­wis­sen­schaft­ler höher als frü­her.

„För­de­run­gen für Sanie­run­gen und auch steu­er­li­che Instru­men­te wie die steu­er­freie Rück­la­ge wür­den sich posi­tiv auf das Inves­ti­ti­ons­ge­sche­hen aus­wir­ken“, betont Prun­bau­er. „Der Eigen­tums­er­werb sowie die Erhal­tung von Immo­bi­li­en auch bei Selbst­nut­zern schaf­fen Arbeit für die hei­mi­schen Hand­werks­be­trie­be und lang­fris­tig somit Wohl­stand für die Bevöl­ke­rung. Inves­ti­tio­nen in die Umwelt machen sich sogar über Gene­ra­tio­nen bezahlt.“

Die Nie­der­ös­ter­rei­chi­sche Lan­des­haupt­frau Johan­na Mikl – Leit­ner hat­te sich, um das brach­lie­gen­de Wohn­bau­ge­schäft wie­der anzu­kur­beln, anläss­lich der Lan­des­haupt­leu­te­kon­fe­renz wie­der­holt für eine Eva­lu­ie­rung der KIM-Ver­ord­nung aus­ge­spro­chen. Der Stei­ri­sche Lan­des­haupt­mann Chris­to­pher Drex­ler hat­te in die­sem Zusam­men­hang von einer „Ent­mün­di­gungs­ver­ord­nung“ gespro­chen. Auch Prun­bau­er ortet drin­gen­den Hand­lungs­be­darf für eine sol­che Eva­lu­ie­rung: „Die KIM-Ver­ord­nung erweist sich auf­grund der fixen Beträ­ge in der aktu­el­len Situa­ti­on als zu starr. Ein fixer Pro­zent­satz bei der Schul­den­dienst­quo­te macht kei­nen Sinn, wenn Haus­hal­te mit gutem Ein­kom­men höhe­re Kre­dit­ra­ten zah­len kön­nen.“

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