Ein Dach­bo­den­aus­bau schafft mehr Wohn­raum auf glei­cher Grund­flä­che. Wie jedes Bau­pro­jekt gilt es auch beim Dach­aus­bau, tech­ni­sche und recht­li­che Vor­ga­ben zu beach­ten.


Bei guter Pla­nung ist aus­ge­bau­ter Dach­raum preis­wer­ter als der Neu­bau einer Woh­nung ähn­li­cher Grö­ße. Er nutzt bereits über­bau­ten Bau­grund, und auch Infra­struk­tur, wie Anschlüs­se für Gas, Strom, Kanal und Was­ser, ist im Haus bereits vor­han­den. Ob das Bau­vor­ha­ben trotz höhe­rer Miet­ein­nah­men letzt­lich auch öko­no­misch sinn­voll ist, ist eine ande­re Fra­ge, die nur im Ein­zel­fall beur­teilt wer­den kann. Sinn­voll ist ein Dach­aus­bau meist in Kom­bi­na­ti­on mit einer Gebäu­de­sa­nie­rung. Hier kom­men Syn­er­gie­ef­fek­te zum Tra­gen.


Ein Blick auf die Sta­tik
Nicht jeder Dach­stuhl ist für einen Aus­bau geeig­net. Der ers­te Blick rich­tet sich dar­auf, ob die sta­ti­schen Erfor­der­nis­se erfüllt sind. Immer­hin kom­men bei einem aus­ge­bau­ten Dach­bo­den eini­ge zusätz­li­che Las­ten hin­zu.

Bei einem „Dach­ge­schoß­aus­bau leicht“ darf das zusätz­li­che Gewicht maxi­mal 720 kg/m2 betra­gen. Ein zusätz­li­ches Kri­te­ri­um ist, dass die gesam­te Grund­flä­che des neu­ge­schaf­fe­nen Wohn­raums maxi­mal 150 % der Grund­flä­che des Gebäu­des betra­gen und nicht höher als 6m sein darf. Wenn die Maxi­mal­be­las­tung und/oder der Umfang des Bau­vor­ha­bens dar­über hin­aus geht („Dach­bo­den­aus­bau schwer“) so muss das Gebäu­de gemäß den Bestim­mun­gen des Euro­codes 8 die glei­che Erd­be­ben­si­cher­heit wie ein Neu­bau auf­wei­sen. Für typi­sche Grün­der­zeit­häu­ser bedeu­tet dies meist, dass eine Ver­stär­kung der Wän­de, Decken und des Fun­da­ments not­wen­dig ist.

Eine pro­fes­sio­nel­le Prü­fung des Dach­stuhls umfasst eine Kon­trol­le auf Bau­schä­den. So sind Anzei­chen auf die Anwe­sen­heit von Holz­wurm ein Hin­weis dar­auf, dass der Dach­stuhl drin­gend einer Repa­ra­tur bedarf.


Däm­men gegen Hit­ze und Käl­te
Beson­de­res Augen­merk beim Dach­bo­den­aus­bau ist auf die Wär­me­däm­mung und auf eine abso­lut dich­te Aus­füh­rung der Außen­haut zu rich­ten. Wär­me­däm­mung ist nicht nur in Hin­blick auf eine Mini­mie­rung der Heiz­last wich­tig. Sie dient auch dazu, den Wär­me­ein­trag im Som­mer zu redu­zie­ren; bekannt­lich sind Dach­ge­scho­ße als Fol­ge ihrer Aus­rich­tung und Expo­niert­heit beson­ders von Über­hit­zung betrof­fen.


Eine dich­te Außen­haut ohne Wär­me­brü­cken ist auch in punc­to Schim­mel­bil­dung bzw. Schim­mel­ver­hin­de­rung ein Muss. In der Dämm­schicht soll kei­ne Luft­feuch­tig­keit kon­den­sie­ren, wes­halb eine Dampf­brem­se unver­zicht­bar ist. Feucht­e­va­ria­ble Dampf­sper­ren haben den Vor­teil, dass sie kli­ma­sen­si­bel reagie­ren; sie ändern ihre Was­ser­dampf­durch­läs­sig­keit abhän­gig von der Luft­feuch­te. Sie sind undurch­läs­sig, solan­ge die Wand­kon­struk­ti­on tro­cken ist. Herrscht im Inne­ren der Wand­kon­struk­ti­on eine hohe Luft­feuch­tig­keit, öff­net sich die Mem­bran und lässt Was­ser­dampf durch, der an der Ober­flä­che abtrock­nen kann.


Den nutz­ba­ren Raum opti­mie­ren
Dach­gau­ben, also Auf­bau­ten mit Fens­tern, die aus der Dach­flä­che her­aus­ra­gen, haben den Vor­teil, dass sie die nutz­ba­re Wohn­flä­che unter Dach ver­grö­ßern. Das ist vor allem bei einem nied­ri­gen Knie­stock der Fall, also dort, wo Dach­schrä­gen bereits knapp über dem Fuß­bo­den begin­nen. Sie sind aller­dings auf­wän­di­ger als Dach­flä­chen­fens­ter, da die Gau­ben fach­män­nisch gedämmt, iso­liert und ein­ge­deckt wer­den müs­sen. Dach­gau­ben sind über­dies nicht über­all erlaubt; dies ist abhän­gig von der Archi­tek­tur des bestehen­den Gebäu­des in Ver­bin­dung mit dem Dach­aus­bau. Zum Bei­spiel wird in Wien grund­sätz­lich kei­ne Zustim­mung für zwei­ge­scho­ßi­ge Gau­ben auf der Stra­ßen­sei­te erteilt.


Eine weni­ger auf­wän­di­ge Mög­lich­keit, klei­ne Dach­räu­me zu „ver­grö­ßern“, sind Auf­keil­rah­men. Das sind dach­gau­ben­ähn­li­che Fens­ter, bei denen der obe­re Fens­ter­ab­schluss etwas aus der Dach­flä­che her­aus­ragt. Das Fens­ter ist 10 % stei­ler als das Dach, und es ent­steht etwas mehr Kopf­frei­heit.


Wie kommt man hin­auf? Und im Not­fall: Wie kommt man her­aus?
Bei Auf­sto­ckun­gen besteht in den meis­ten Fäl­len auch die Not­wen­dig­keit, einen Auf­zug ein­zu­bau­en bzw. den bestehen­den zu adap­tie­ren. Die Wie­ner Bau­ord­nung sieht zum Bei­spiel vor, dass bei bestehen­den Gebäu­den mit mehr als zwei Haupt­ge­scho­ßen ein behin­der­ten­ge­rech­ter Per­so­nen­auf­zug ein­ge­baut wer­den muss, wenn neue Ebe­nen mit Woh­nun­gen errich­tet wer­den.
Zusätz­li­cher Auf­wand kann durch Anfor­de­run­gen des Brand­schut­zes ent­ste­hen. Die­ser sieht vor, dass jede Woh­nung einen zwei­ten Ret­tungs­weg auf­wei­sen muss. Zumin­dest muss die Mög­lich­keit bestehen, dass die Feu­er­wehr im Ernst­fall die Bewoh­ner des Dach­ge­scho­ßes über eine Lei­ter eva­ku­ie­ren kann. Wenn kein Fens­ter auf der Stra­ßen­sei­te vor­han­den ist, oder die Ret­tung über die­ses Fens­ter nicht mög­lich ist – weil es zu hoch liegt oder weil die Ober­lei­tun­gen der Stra­ßen­bahn dies ver­hin­dern – muss ein zwei­ter Flucht­weg zusätz­lich zum Stie­gen­haus errich­tet wer­den. Dies kann zum Bei­spiel eine hof­sei­ti­ge Flucht­trep­pe sein.


Wär­me­ein­trag redu­zie­ren
Der Schutz vor som­mer­li­cher Hit­ze ist ein The­ma, das beim Dach­aus­bau beson­ders beach­tet wer­den muss. Gera­de bei süd- oder west­ori­en­tier­ten Dach­schrä­gen ist der Wär­me­ein­trag durch Son­nen­licht wesent­lich grö­ßer als in unte­ren Stock­wer­ken. Ein­fluss auf die Raum­er­wär­mung haben unter ande­rem

  • Grö­ße, Ori­en­tie­rung und Ener­gie­durch­läs­sig­keit der Fens­ter
  • Die Ori­en­tie­rung der Außen­räu­me
  • Die Wär­me­däm­mung
  • Die Wär­me­spei­cher­fä­hig­keit der
  • innen­lie­gen­den Bau­tei­le


Ins­be­son­de­re die Wär­me­durch­läs­sig­keit der Fens­ter hat einen gro­ßen Ein­fluss auf die Innen­raum­tem­pe­ra­tur. Ein pas­sen­der Son­nen­schutz – am bes­ten außen­lie­gend – ist bei Dach­ge­schoß­aus­bau­ten unver­zicht­bar. Rela­tiv neu sind Ver­gla­sun­gen von Dach­flä­chen­fens­tern, die sich bei Son­nen­ein­strah­lung dun­kel tönen las­sen. Dabei han­delt es sich um eine elek­tro­chro­me Ver­gla­sung, die mit Wolf­ram und einer leit­fä­hi­gen Polym­er­fo­lie beschich­tet ist. Ein schwa­cher elek­tri­scher Impuls steu­ert, dass sich das Glas inner­halb von zehn bis 15 Minu­ten bläu­lich ver­färbt. Es bleibt aber trans­pa­rent, sodass die Durch­sicht gewahrt bleibt. Not­wen­dig ist eine elek­tri­sche Zulei­tung zu jeder Schei­be. Mit einem Steu­er­ge­rät lässt sich die Ver­dunk­lung für jede Schei­be indi­vi­du­ell oder für Grup­pen von Fens­tern steu­ern.