Schimmel in Gebäuden ist nicht nur lästig, er kann auch gesundheitsschädlich sein und die Bausubstanz beeinträchtigen. Ihn einfach zu entfernen reicht nicht. Man muss den Ursachen nachgehen und diese nachthaltig bekämpfen.
Gebäude sind komplexe Systeme, vergleichbar mit lebenden Zellen. Mauern, Wände, Türen und Fenster – die Außenhaut der Gebäude – regulieren, was hinein darf und was draußen bleiben soll – genauso wie es auch Zellmembranen tun. Sie steuern den Ein- und Austrag von Luft, Wärme, Licht und Feuchte: Da es sich dabei um voneinander abhängige Einflussgrößen handelt, haben wir es mit einem Fließgleichgewicht zu tun – einem dynamischen System. Das lässt sich gut anhand der Parameter Feuchte und Wärme demonstrieren.
Woher Kondenswasser kommt
Luft kann nur eine bestimmte Menge Wasser aufnehmen. Dieses Wasser ist als Wasserdampf gebunden. Wird noch mehr Wasser zugeführt, kommt es zu Kondensation. Wasserdampf aus der Luft wird wieder flüssig und lagert sich an Wänden oder am Mobiliar ab. Am deutlichsten sichtbar wid dies bei beschlagenen Fensterscheiben.
Nun ist die Menge an Wasserdampf, der von der Luft aufgenommen werden kann, abhängig von der Temperatur: 20 °C warme Luft kann mehr Wasser enthalten als 10 °C kalte. Das heißt: Kühlt wassergesättigte Luft ab, kondensiert ein Teil des in der Luft enthaltenen Wasserdampfes.
Zu Kondensation kommt es also in zwei Fällen: Wenn der Luft mehr Feuchtigkeit zugeführt wird als sie aufnehmen kann, und wenn die Lufttemperatur sinkt.
Wie Wasserdampfin die Luft kommt
Feuchtigkeit entsteht bei jeder Nutzung des Gebäudes. Menschen atmen und transpirieren und sondern dabei Feuchtigkeit ab. Auch beim Duschen, Wäschewaschen und ‑aufhängen, Kochen und Bodenschruppen entsteht Feuchtigkeit. Zimmerpflanzen und Aquarien sorgen für noch mehr Wasser in der Luft. In einem Vier-Personen-Haushalt werden pro Tag 10 bis 12 Liter Wasserdampf freigesetzt.
In einem Raum ist die Temperatur nicht gleichmäßig verteilt. Bei tiefen Außentemperaturen ist die Luft in unmittelbarer Nähe ungedämmter Außenwände kälter als die Raumluft. Auch in Raumecken ist die Luft meist kälter als in den umgebenden Wänden. Das führt dazu, dass an diesen Stellen die Luft eher kondensiert – es bildet sich Tauwasser und diese Stellen werden feucht.
Voraussetzungen, die zu Tauwasser führen sind:
- Die Wand ist zu kalt. Das liegt zumeist an einer unzureichenden Dämmung.
- Die Außenhülle hat Wärmebrücken, an denen die Oberflächentemperatur stärker abkühlt als an anderen Bauteilen. Man unterscheidet zwei Arten von Wärmebrücken:
- Geometrische Wärmebrücken – das sind Teile des Gebäudes die außen eine größere Fläche haben als innen, typischerweise ist dies bei Gebäudeaußenecken der Fall.
- Konstruktive Wärmebrücken – das sind Bauteile in der Gebäudehülle, welche Wärme besser ableiten als das umgebende Mauerwerk und die unzureichend gedämmt sind.
- Die Wände sind undicht und ein kalter Luftstrom von außen kühlt die Bauteile
- Die Räume sind zu feucht. Die Ursachen liegen meist im Verhalten der Bewohner. Wenn viel Feuchtigkeit in die Raumluft entlassen wird – etwa beim Kochen oder Duschen – muss diese nach außen abgeführt werden – richtig Lüften ist hier essentiell.
- Kalte Räume werden zu schnell aufgeheizt: Die Raumluft erwärmt sich schneller als die Wände. An diesen kühleren Flächen kondensiert Luftfeuchte.
- Feuchte, warme Luft strömt ins Gebäude: Wenn es im Freien wärmer ist als im Haus – typischerweise im Sommer – kommt es vor, dass Lüften zu mehr Feuchtigkeit in den Räumen führt. Hereinströmende Luft kühlt sich ab, und das in ihr enthaltene Wasser kondensiert. Das Lüften von Kellerräumen an warmen Tagen kann der Auslöser für Schimmelbefall sein.
Was bedeutet es, wenn Wände oder Bauteile von Gebäuden feucht sind? Es bedeutet, dass dort mit Schimmel zu rechnen ist. Schimmel braucht, um gedeihen zu können, drei Voraussetzungen: Feuchtigkeit, eine gewisse Temperatur und ein Substrat, das ihm Nährstoffe liefert. Nährstoffe sind in Wohnräumen ausreichend vorhanden, zumal Schimmel in dieser Hinsicht sehr genügsam ist. Viele Schimmelpilzarten verfügen über Enzyme, die ihnen dabei helfen, organische Materialien wie Zellulose als Nahrungsquelle zu nutzen. Das können Tapeten, Gipskartonplatten oder Holz sein. Aber auch Kunststoffe, Putze, Mörtel, Kleber und Wandfarben können von – teils spezialisierten – Schimmelpilzen verwertet werde.
Luftfeuchte: Das Um und Auf
Dem Schimmel die Nahrungsgrundlage zu entziehen, ist schlichtweg nicht möglich. Die Stellschraube, an der am erfolgreichsten gedreht werden kann, um Schimmel zu verhindern, ist die Luftfeuchtigkeit. Diese ist wiederum abhängig von der Temperatur bzw. von Tempera-
turunterschiede zwischen Räumen oder zwischen Bauteilen. Es ist ein System mit mehreren Variablen. Das muss man auch bei Gebäudedämmung, Fenstertausch oder Lüftungsverhalten mit berücksichtigen. Einzelne Maßnahmen können dazu führen, dass die Bedingungen für Schimmel verbessert werden und plötzlich Schimmel auftaucht, wo vorher keiner war.